Das „Rechte“ in den Ordnungsbehörden
Bei Polizei und Verfassungsschutz sind rassistische Chatgruppen aufgeflogen und die Politik reagiert leider wiederum eher unbeholfen entrüstet und wedelt aufgescheucht mit dem erhobenen Zeigefinger
Ergo lohnt es sich zu versuchen, die Vorgänge aus einem psychologischen Blickwinkel einzuordnen.
Der wesentliche Gegenstand der Ordnungsbehörden ist die Ordnung mit ihren Untergruppen Sauberkeit und Disziplin, Treue und Gehorsam. Wobei Ordnung zum einen aus einem Kontinuum von Chaos bis Starre besteht und zweitens als Prozess zu verstehen ist, der eine lebenslange Entwicklung durchläuft. Ordnung ist kein Vermögen, was man andressiert bekommt und dann wie ein dauerhaftes Gut in seiner Seele trägt.
Dieser Beschäftigungsgegenstand ist aber gleichzeitig in seiner starren und extremen Ausprägung wesentlicher Kern jeglichen faschistischen Gedankengutes. In diesen Ideologien wird ein scharfes Drinnen und Draußen propagiert, ein scharfes Richtig und Falsch, eine scharfe Trennung von Gut und Böse. Demzufolge hat ein bundesdeutscher Ordnungsvertreter in seinem Berufsleben fortwährend die Aufgabe, Ordnung im Sinne unserer Demokratie gegen Ordnung im Sinne rechter Ideologien abzugrenzen.
Diese Abgrenzung benötigt allerdings Hilfe, Unterstützung, gute Führung und gesellschaftspolitische Unterstützung und: den Mut den Finger auf empfindliche Stellen zu legen.
Genau dies jedoch findet sicherlich zu wenig statt. Wir müssen uns vorstellen, dass ein Polizist im Laufe seiner Tätigkeit so viel mit sozialer und menschlicher Zersetzung konfrontiert wird, mit langatmiger Rechtsprechung und politische Ratlosigkeit manchen kriminellen Strukturen gegenüber, dass die Abgrenzungsaufgabe zu einem rechtsradikalen Ordnungssinn immer schwerer wird.
Wohin mit den Gefühlen, wohin mit dem Frust, wohin mit der Enttäuschung über geplatzte Staats-Ideale?
Da ist es dann oft nur ein kleiner Schritt dahin, sich in der Gruppe gemeinsam Luft zu machen und zu phantasieren, mal so richtig mit der Sense dem Zersetzenden Einhalt zu gebieten. Die Gruppendynamik, die dann entsteht, ist in der Folge kaum noch aufhaltbar und ihr ist kaum noch zu entrinnen, weil es ein Bruch mit dem kollegialen Umfeld bedeuten würde.
Demokratiesinn ist eben kein Gut, was man unverrückbar in sich trägt. Das ist grundlegend falsch und geht an jedweder Psycho-Logik vorbei.
Eine demokratische Einstellung und ein lebendiger und anpassungsfähiger Ordnungssinn sind Prozessen unterworfen, die einen Austausch brauchen und eine prozessorientierte Kurskorrektur.
Der Kapitän eines Schiffes muss seinen Kurs auch permanent mit den See- und Wetterbedingungen abgleichen, um geordnet sein Ziel zu erreichen.
Aber solange die Politik auf die Ordnungsbehörden nur mit einem „es nicht sein kann, was nicht sein darf“ schaut, werden kleinere oder größere Gesinnungsverletzungen der Mitarbeiter aller Ordnungsbehörden eher die Regel als die Ausnahme sein.