Donald Trump und die Leugnung des Destruktiven
Ich sollte mich eigentlich nach bald 30ig jähriger Praxiserfahrung nicht mehr wundern. Aber es lässt mich immer noch nicht kalt, wenn ich mitansehen muss, wenn Menschen konsequent Destruktives verleugnen und ausblenden, um irgendeine geheime Hoffnung von Glück und besserer Welt aufrecht zu erhalten. So auch hier bei der Trump-Wahl und ebenso an vielen anderen Stellen der Welt, siehe AfD. In der Therapie sind es jedesmal lange, zähe Kämpfe, bis sich der Partner vom destruktiven Anderen löst. Da sind dann zig schwere Persönlichkeitsverletzungen passiert, schwere Vertrauensbrüche, Beleidigungen, Abwertungen etc. Rational wird das alles erfasst, jedoch mit Blick auf eine in der individuellen Biografie begründete Harmoniesuche emotional ausgeblendet.
Mir sind – verstärkt in den letzten Jahren – oft von Chefs berichtet worden, die mit ihrer unberechenbaren, cholerischen, teils psychopathischen Art Mitarbeiter in den Burn Out treiben. Das wird in Amerika ähnlich sein. Und was macht Mensch – fast schon nachvollziehbar -: einen ebensolchen Charakter zum Anführer zu machen. Zum Anführer, weil dieser in seiner ethischen Ungebremstheit all das raushaut, was man in seiner eigenen Feigheit die ganze Zeit runtergeschluckt hat. Dass man in seiner egoistisch-kathartischen Befriedigung von Wut den Bock zum Gärtner macht, wird dann zu spät erkannt, viel Porzellan ist dann schon zerschlagen. Wir brauchen sehr viel Selbstbewusstsein, um sich dem entgegen zu stellen, Klarheit in unseren Werten und Profil in der Konfrontation. Und für die nächste Zukunft hoffe ich, dass genügend Kindermädchen parat stehen, um zu verhindern, dass da jemand mal ebenso aus spielerischer Lust auf rote Knöpfchen drückt.